top of page

Gagelstrauch (Myrica gale)

Leicht giftig


Wirkung:

abtreibend, aromatisch, adstringierend, emenagog, magenstärkend


Anwendungsbereiche:

Zahnfleischerkrankungen, Geschwüre, Schnittwunden, Fieber, Erkältungen, Entzündungen, Infektionen, Magen-Darm-Beschwerden, Blutungen, Nasenbluten


Verwendete Pflanzenteile:

Rinde, Blätter


Sammelzeit:

Frühjahr bis Herbst


Zu finden:

An Randbereichen von Mooren, in feuchten Kiefernwälder und Feuchtheiden. Steht unter Naturschutz.


Inhaltsstoffe:

Gerbstoffe, ätherische Öle, Flavonglykoside (Myricitin)


Sonstiges:

Der Gagelstrauch wächst als stark verzweigter, sommergrüner Strauch und erreicht Wuchshöhen von meist 0,5 bis 1,5 (0,3 bis 2) Meter. Die Rinde der Äste ist dunkelbraun und mit Drüsen besetzt. Die an den Enden der Zweige gehäuft stehenden, wechselständigen, einfachen und drüsenbesetzten, kurz gestielten Laubblätter sind bei einer Länge von 2,5 bis 5, selten bis zu 6 Zentimeter verkehrt-eiförmig mit keilförmiger und herablaufender Basis. Der kurze Blattstiel ist bis 5 Millimeter lang. Sie sind mehr oder weniger fein behaart, ledrig, ganzrandig bis im vorderen Teil gesägt und feinspitzig bis bespitzt oder spitz bis stumpf. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und die Unterseite heller. Im Laufe des Sommers werden die Laubblätter ledrig. Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Der Gagelstrauch ist meist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch), es kommen aber auch einhäusige Pflanzen und sogar zwittrige Blüten vor. Auch können einzelne Pflanzen im Geschlecht wechseln. Die kleinen, eingeschlechtlichen und sitzenden Blüten ohne Blütenhülle erscheinen vor den Laubblättern in achselständigen Blütenständen. Die weiblichen Blüten, mit zwei Vorblättern und einem Tragblatt, stehen in sehr kurzen, dichten, rötlichen und die männlichen Blüten, mit nur einem Deckblatt, in etwas längeren, etwas lockereren und schmäleren, bräunlichen, zapfenförmigen Ähren, Kätzchen. Der kurze Griffel des oberständigen Fruchtknotens weist zwei relativ lange, rötliche Narbenäste auf. Die männlichen Blüten besitzen 3–5 sehr kurze Staubblätter mit rötlichen Antheren. Die kleinen, trockenen, drüsigen und dreispitzigen, einsamigen, wachsigen Früchte, eine Nuss oder Steinfrucht mit Griffel- und Narbenresten sowie seitlich den zwei schwammigen, aufgedunsenen Vorblättern (Flügel), sind bis etwa 3,5 Millimeter groß. (Wikipedia)


🛑 Diese Pflanze hat eine abtreibende Wirkung und sollte deshalb von schwangeren Frauen nicht verzehrt werden. Die Blätter enthalten die meisten Giftstoffe. Ihr Verzehr kann Schwindel und Kopfschmerzen verursachen. Bei der Dosierung sollte auf eine Überdosierung aufgepasst werden, im Zweifelsfalle den Arzt oder Apotheker fragen!


Der Gagelstrauch wurde schon früher zum Bierbrauen verwendet. Aus Analysen in Dänemark wurde festgestellt, dass bereits schon um 1400 v. Chr. das Gagelbier getrunken wurde und ab etwa 1100 v. Chr. wurde das Getränk auch mit Wein vermischt. Solche tiefgehenden Untersuchungen wurde im europäischen Raum noch nicht gemacht, aber Handelswege machen ein solches Gebräu in ganz Nord- und Mitteleuropa denkbar. Aus archäologischen Funden im Gebiet der Rheinmündung kann angenommen werden, das Gagel dort zur Zeit Christi Geburt ebenfalls zum Bierbrauen verwendet wurde. Die übliche Bezeichnung der Kräutermischung nannte man Grut, daher nennt man das Bier auch heute noch Grutbier. Bevor der Hopfen überhaupt bekannt und zur Verfügung stand, wurde das Bier mit unterschiedlichen Kräutermischungen gebraut, der Grut-Mischung und diese bestand meistens aus regional verfügbaren Kräutern. Durch Brautraditionen und der Biergeschichte ist das Gagelbier bis heute noch lebendig geblieben und man kann es sogar online erwerben. Online gibt es auch einige Rezepte dazu.


Die Blätter können zum Räuchern verwendet werden.


In der Küche kann man die getrockneten Blätter als Gewürz oder Tee nutzen und die frischen Blätter können in Suppen und Eintöpfen mit gekocht werden. Sie haben einen beeindruckendes Aroma. Das aromatische ätherische Öl war und ist Bestandteil von Kräuterlikören. Sein würziges, teils rauchig-erdiges und leicht mit dem Aroma von Lorbeerblättern vergleichbares duftendes Öl wird auch gerne in der Parfumherstellung verwendet.


Als Gerberpflanze fanden die Wurzeln und die Rinde Anwendung und als insektenvertreibendes Mittel wurden die Zweige auf die Dielenböden gelegt um so Ungeziefer fernzuhalten.


Aus der Fruchthülle wird ein Wachs gewonnen. Dazu nimmt man die Früchte und überbrüht diese mit kochendem Wasser, lässt sie einige Minuten eingetaucht bis das Wachs an der Oberfläche schwimmt. Dann schöpft man es ab. Dies macht man mehrmals hintereinander. Anschließend siebt man es durch ein Musselintuch und kann es dann so zur Herstellung von Duftkerzen verwenden. Die Kerzen duften dann wunderschön, nur leider produziert diese Art nicht genug Wachs um sie kommerziell rentabel zu machen.

1 Ansicht0 Kommentare

Ähnliche Beiträge

Alle ansehen
bottom of page